Gesundheitswissenschaften

Gesundheitswissenschaften

Die Wissenschaftliche Fachrichtung Gesundheitswissenschaften, die auch unter der englischen Bezeichnung 'Public Health' bekannt ist, gibt es ab Anfang der 90ger Jahre in Deutschland. Dieses im weitesten Sinne gesellschaftswissenschaftliche Fach untersucht soziale, geistige, körperliche und psychische Bedingungen einer Gesellschaft.

Dabei geht es um Fragestellungen wie Krankheitsverhütung, Gesundheitsprophylaxe oder gesundheitsfördernde Maßnahmen, die sich an die örtlichen Gegebenheiten bindet, in denen die Menschen leben. Es handelt sich somit um ein interdisziplinäres Gebiet, das einerseits Kosten verursacht, um noch größere Kosten andererseits zu sparen. Zu den Wissenschaftsbereichen gehört die Medizin, die Fragen von Gesundheit und ihr zugeordneten präventiven Maßnahmen klärt. Die Psychologie gewinnt zunehmend an Akzeptanz und Bedeutung im Bereich Vorbeugung, Vorsorge.

Als interdisziplinär agierende Wissenschaft hat Gesundheitswissenschaft vier Kernbereiche der Forschung und Lehre. Dazu gehören die Epidemiologie mit den Schwerpunkten Umweltmedizin und Ökologie, Sozialwissenschaften mit dem Spezialgebiet Gerontologie, die Versorgungsforschung mit Pflegewissenschaft, Rehabilitation und Sport sowie die als reformbedürftig erkannte Gesundheitssystemforschung.

In ihrer Struktur ist die Gesundheitswissenschaft einerseits empirisch theoretisch andererseits praxisbezogen. Sie erfassen die Mikro- (Kleingruppe), Meso- (Organisationen) und Makroebenen (gesellschaftliche Phämomene) der Gesellschaft. Daraus ergibt sich, dass nicht der einzelne Mensch (wie in der Medizin) im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, sondern Gruppen der Bevölkerung und ihr Gesundheitsstatus, der verschiedenen Einflüssen unterliegt. Aus dieser Setzung heraus hat sich z.B. die Medizinische Hochschule Hannover für den Studiengang Gesundheitswissenschaft die Bezeichnung "Bevölkerungsmedizin und Gesundheitswesen" gegeben. Qualitätsmanagement des Arbeitsplatzes, Ergonometrie sind ergänzende Bereiche.

Gleichzeitig haben die Gesundheitswissenschaften auch die Gesundheitssysteme im Blick. Dabei spielen soziale Aspekte wie Chancengleichheit, Leistungsfähigkeit ebenso eine Rolle wie finanzielle Fragen der Finanzierbarkeit von Einrichtungen zur Gesundheitsvorsorge, von präventiven Maßnahmen, Fragen der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Interessenkonflikte sind bei derartiger Fragestellung und Konstellation zu lösen von Seiten der Politik, der Unternehmen und der Wissenschaft in den Sparten Medizin, Pharmakologie und Unternehmensplanung. Hinzu kommen versicherungsrechtliche Fragen und Finanzierbarkeitsmodelle. Die Sozialwissenschaften steuern noch gesellschaftliche Entwicklungstendenzen wie Geburtenraten, Alterspyramiden, Lebensalter bei. In den Zeiten zunehmender Globalisierung wird es nicht einfacher nationale Lösungen zu finden. Zumindest aber sollten angesichts einer Wirtschafts- und Währungseinheit via Euro auch gesundheitliche Fragen, sowie der Umgang damit, langfristig gesamteuropäisch gelöst werden.